Mittwoch, 7. Oktober 2009

Lost in Japan

Wo fange ich nur an? Das könnte jetzt etwas länger dauern... (sorry, auch für eventuelle Tipp- und Rechtschreibfehler, aber ich bin grad zu müde zum nochmaligen Durchlesen...)
Erst einmal, egal was ich jetzt schreibe, ich bin gut angekommen und es gefällt mir hier sehr gut. An Heimweh oder dergleichen ist noch garnicht zu denken, aber von Anfang an...

Nachdem am ersten Morgen aufgestanden bin, wollte ich eigentlich duschen gehen, war aber irgendwie nicht in der Lage das Wasser aufzuheizen. Ich habe also mehr oder weniger kalt geduscht und versucht aus den diversen Anleitungen, die es für dieses Zimmer gibt, schlau zu werden. Nachdem das irgendwie ziemlich erfolglos war, habe ich beschlossen, stattdessen einfach Wasser zu kochen und das mit etwas kälterem zu vermischen. Es hat mich keine drei Minuten gekostet um festzustellen, dass ich garnichts habe, worin ich Wasser kochen kann. Das hieß dann auch, kein Frühstück oder Mittag, weil ich extra so Fertignudeln gekauft habe, für die man kein großartiges Besteck braucht (aber heißes Wasser). Also bin ich los in die Kaufhalle, die ich am Vortag schon kennengelernt habe, um einen Topf zu kaufen. Ich habe dann auch einen gefunden, der nicht besonders teuer und zu meinem Vergnügen auch noch knallgelb war... Wieder zu Hause war ich dann nur leider außer Stande, die Herdplatte zu benutzen... Ich habe sie zwar irgendwie anbekommen, aber sie hat nicht angefangen zu heizen und piepte stattdessen immer nur wie blöde vor sich hin! Ich hab's dann aufgegeben und meine Nachbarin konsultiert, die am Vortag zusammen mit mir angekommen ist. Sie hat mir dann freundlicherweise erklärt, dass das Induktionsplatten sind und man dafür besonderes Geschirr braucht. Das hätte ich mir aber auch denken können, schließlich sind wir hier in (High-Tech-)Japan -_- ... Ich bin also mit meiner Nachbarin noch einmal zum Einkaufen und wir haben dann auch die richtigen Töpfe gefunden. Die waren natürlich teurer (und das Gelb nicht ganz so schön). Als ich dann alles ausgepackt hatte (ich war an dem Tag drei Mal einkaufen), war ich total fertig und wollte nurnoch ins Bett. Aber irgendwie stand ich auch schon wieder vor dem nächsten Problem, wohin mit dem Müll? Seit meiner Ankunft habe ich bestimmt schon 5 Infobroschüren zu Mülltrennung bekommen. Es gibt nämlich 8 Kategorien, die leider nur selten mit denen von uns in Deutschland übereinstimmen. Für einige Kategorien gibt es extra Müllbeutel, die ich natürlich bei meinen diversen Supermarktbesuchen NICHT gekauft hatte. Mittlerweile ist mein Eingangsbereich eine einzige Müllhalde mit zig verschiedenen Tütchen und Säcken...
Der andere Topf befindet sich übrigens immernoch (und unausgepackt) in meinem Besitz. Ich habe mich nicht getraut nochmal hinzugehen ... Das war Samstag.
Am Sonntag bin ich dann etwas weiter in die Stadt vorgedrungen als nur bis zum nächsten Einkaufszentrum. Wir waren (wieder zu zweit) in einem Elektroladen und einem 100Yen-Shop. Ich habe in dem Elektroladen (so von der Größe Saturn und MediaMarkt) die Regale nach einem Adapter abgesucht, weil ich nur einen aus Deutschland mitgebracht hatte um wenigstens meinen PC anschließen zu können. Ich hab dann auch gleich den billigsten gekauft. Verwundert hat mich zunächst nur, dass es da keine gab, bei denen irgendwas von "für Japan" oder so drauf stand. Ich habe mich einfach für einen "für Amerika" entschieden, weil die in Deutschland als eines Verkauft werden... Zu Hause angekommen musste ich feststellen, dass da drei Mail ganz fett "not for use in Japan" (ja, auch auf Englisch) drauf steht... Das war ja wieder klar! Ich hab den dann einfach an meinem Handy ausprobiert und er geht doch. Mal schauen, ob das irgendwann nochmal ein Nachspiel hat. Meinen PC werde ich da wohl trotzdem nicht ranhängen.
Am Montag sind wir dann endlich die ganzen Ämter abklappern gegangen. Es hat ein bisschen gedauert, aber es lief alles soweit ganz glatt. Nur bei der Bank haben die das mit der Umschrift meine Namens ein wenig versemmelt... Und warum schreibe ich das? Natürlich weil es eben doch Probleme gab. Am Freitag in der Woche hatten wir unsere Aufnahmezeremonie oder wie sich das auch immer schimpft und ich wurde frühzeitig rausgeholt, weil ich unbedingt nochmal zum Amt musste... Im Visum wurde der Umlaut in meinem Nachnamen mit ue umgeschrieben, auf dem Amt aber nur mit u was ein riiiiiiesengroßes Problem darstellt! Wir sind also nochmal alle Ämter abklappern gegangen und haben bei der Gelegenheit auch gleich meine Umschrift bei der Bank korrigiert. In der Zwischenzeit hatte ich mir nur ein Handy geholt und jetzt stimmte das ja wieder nicht überein... Ich habe heute einen Brief bekommen und noch keine Ahnung, was drin steht, aber ich kann es mir denken, schließlich hätte vor drei Tagen das Geld von meinem Konto gehen sollen...

Ja und sonst finde ich es sehr erstaunlich, wo man überall Warnungen anbringen kann. Das Denken wird einem hier echt abgenommen. Ich glaube vom Topf habe ich erst einmal drei "Vorsicht wird heiß!"-Aufkleber abgepult, bevor ich ihn benutzen konnte. Wenn man an einer Ausfahrt von einem Parkhaus oder so vorbei läuft, kommt jedes mal eine Sirene und eine Frauenstimme um einen zu warnen, dass jetzt ein Auto kommt. Wenn es keine Sirene und keine Frauenstimme gibt, dann steht da stattdessen eine Person in blinkender Weste die den "unbändigen" Verkehr regelt und die Fußgänger freundlich darauf hinweist, dass man jetzt passieren könne... Und wo wir schon bei blinkenden Westen sind: Wer hier versehentlich in eine Baustelle fährt, der hat entweder geschlafen oder dürfte garkeinen Führerschein haben, weil er blind ist. Am Anfang der Baustelle stehen in der Regel zwei Schilder mit orange blinkenden Richtungspfeilen, die Anzeigen, dass man einscheren muss. Dahinter steht ein großes Baustellenauto, dass ebenfalls in blinkendem orange Anzeigt, dass da eine Baustelle ist. Und weil das noch nicht genug ist, steht zusätzlich noch eine Person mit einem (leuchtenden) Stab und einer blau blinkenden Weste da, die die Autos vorbeiwinkt und sagt, "Achtung Baustelle". Da wundert's mich auch nicht, dass die Arbeitslosenquote in Japan recht gering sein soll...
Aber mit am Meisten hat mich das Hinweisschild auf meinem Locher gefreut: "Bitte stecken sie Ihre Finger nicht zwischen Fuß und Griff!" ... Ohne Worte ...
Ja und zwischen all den Warnschildern, gibt es natürlich noch die permanenten Warnhinweise seitens des Lehrkörpers:
Bei der Orientierungseinheit für ausländische Studierende (von der ich wegen der Namensänderung nicht alles mitbekommen habe) habe ich nicht nur eine weitere Infobroschüre zr mülltrennung bekommen, sondern auch eine detallierte Beschreibung der Gefahren beim Fahrrad fahren. Es war sogar die Polizei anwesend und hat ein Video gezeigt und immer wieder betont, wie gefährlich es ist, besonders wenn es keine Ampel gibt! Es ist ein Wunder, dass Fahrräder hier überhaupt verkauft werden dürfen, bei der Gefahr die offensichtlich von ihnen ausgeht. Überhaupt habe ich den Eindruck bekommen, dass man hier wohl besser keinen Fuß vor die Haustür setzt, wenn man nicht jeden Tag in Lebensgefahr schweben will. Erstaunlicher Weise haben sie nicht mit einem Wort so etwas wie Fahrradhelme erwähnt. Ich glaube ich habe auch noch keinen gesehen, zumindest nicht an Personen. In der Kaufhalle auf der Stange gibt es sie schon... Ansonsten habe ich an diesem Tag noch viel über Sekten gelernt und dass man ihnen besser nicht beitreten sollte und so nützliche Dinge eben.
Ja und wer sich dennoch aus dem Haus traut ist dann auch selber Schuld, wenn er die Grippe bekommt. Fast noch häufiger als das Infoblatt zur Mülltrennung habe ich das zum Vorgehen bei Grippeverdacht bekommen. Allein diese Woche haben uns die Lehrer täglich mehrmals darauf hingewiesen, dass man sehr vorsichtig sein muss. Es stehen auch überall so kleine Seifenspender-Dinger rum mit denen man sich die Hände desinfizieren kann. Und mit überall meine ich tatsächlich fast jedes öffentliche Gebäude! Manchmal komme ich mir vor wie im Kindergarten!

Aber mal abgesehen von alledem gefällt es mir sehr gut! Die Kurse machen Spaß und ich habe auch schon viel gelernt, ich bin einem Club beigetreten mit dem ich dieses Wochenende weg fahre und ich habe auch schon kleinere Ausflüge gemacht. Meine Mitstundenten sind alle gut drauf und ich denke, ich kann es hier noch eine ganze Weile aushalten!

Samstag, 3. Oktober 2009

Ankunft

Der Flug war OK. Ich hab die ersten 9 Stunden in der Mittelreihe am Gang gesessen. Neben mir saß ein älteres koreanisches Pärchen, wobei der Mann sich gleich zu Flugbeginn auf einen Fensterplatz eine Reihe hinter uns gesetzt hatte. Ich hatte also sowohl rechts als auch links frei. Das war ganz gut, denn es war schon irgendwie ganz schön eng. Leider muss die Frau irgendwie um das Wohl Ihres Mannes gebangt haben. Sie lehnte sich permanent nach vorne um ihren Mann sehen zu können. Selbst als das Essen kam hat sie der Stewardess gesagt, dass Ihr Mann da hinten auch etwas bekommen soll (die Dame auf unserer Seite war nur leider eine Deutsche und hat nicht so richtig verstanden, was die Koreanierin will, denn schließlich war sie gerade im Begriff ihm das Essen hinzustellen). War jedenfalls eine sehr lustige Überfahrt. Nur 9 Stunden Kindergeplärre waren dann doch etwas anstrengen. Von Seoul aus ging es dann weiter nach Sapporo, wo es natürlich geregnet hat. Es muss auch ziemlich windig gewesen sein, denn beim Landen sind wir noch ganz schön hin und her geeiert. Ich möchte auch nie wieder dunklen Rauch aus 'nem Flügel aufsteigen sehen!
Weil wir leider so lange vom Flughafen in die Stadt gebraucht haben und gestern Freitag war, konnten wir uns noch um nix kümmern. Also werden wir Bank und Post und was weiß ich nicht alles am Montag abklappern. Ich hab noch zwei weitere Studenten kennengelernt, die ebenfalls gestern eingetroffen sind (einer davon ist auch über Seoul geflogen) und wir sind Abends mit unseren Betreuern was Essen und die ersten Noteinkäufe machen gegangen, aber ich denke ich muss heute nochmal los und mir irgendwas besorgen, worin ich Wasser kochen kann. Denn auch wenn man sagt, das Wasser kann man hier aus der Leitung trinken, so ist es nicht besonders vertrauenserweckend, wenn das Zeug nach Chlor riecht...

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Morgen

Seit ziemlich genau 10 Jahren, denn da hatte ich meinen ersten Japanisch-Unterricht, stelle ich mir nun vor, wie wäre es wohl wenn... Und nun heißt es plötzlich "morgen"! Ich habe nicht das Gefühl in ein fremdes Land zu fahren. Obwohl ich zum Beispiel schon bedeutend öfter (Kunststück, haha) in Ungarn war, erscheint es mir viel ferner und seltsamer als Japan...
Aber ich bin nicht der Typ, der am Abend vor der Abreise noch vor sich hin sinnieren muss... Natürlich fahre ich nicht, ohne mein Japanbild noch einmal bestätigt zu bekommen. Gestern kam eine Mail mit Details zum Kursablauf. Ich habe auch endlich erfahren, wo ich nun also wohnen werde. Leider ist es nicht das gemischte Wohnheim ("gemischt" bedeutet in dem Fall Japaner und Ausländer...), sondern eines nur für ausländische Studenten. Nun ja, man kann eben nicht alles haben. Dafür ist das Wohnheim wirklich gemischt (also Männlein und Weiblein gemeinsam).
Was an dieser Mail aber mein Japanbild unterstrichen hat, war die Seite mit den Informationen zum Leben und so. Da standen zum Einen nützliche Dinge wie meine Adresse, wie viel Geld man für den Start braucht, was die Versicherung kostet etc. Zum Anderen standen dann aber noch die WIRKLICH wichtigen Dinge wie: "Auch im Oktober ist es schon sehr kalt in Japan. Bitte packen Sie eine Jacke und einen Pullover ein."
*ohne Worte*
Manchmal frage ich mich, ob die Japaner uns Ausländer nur verarschen wollen, oder ob die wirklich so unselbstständig sind... (Aber nett ist der Hinweis allemal!)